Eine Woche!? … wow!!

Kaum, dass man sich versieht, rennt die Zeit und die erste Woche in China ist schon vorbei. Vor eben dieser Woche war das alles hier noch so unglaublich weit weg und plötzlich ist man mitten drin! Plötzlich fühlt sich alles so normal an, als ob man schon immer hier leben würde, als ob man es nicht anders kennen würde. Und doch gibt es sie natürlich, die Unterschiede: manche größer manche kleiner! Toiletten, Essen, das öffentliche Leben, oder generell der gesamte Tagesplan. Es ist verrückt … obwohl alles so neu ist, hat man sich, zumindest gefühlt, darauf eingelassen und es als normal akzeptiert. Und obwohl sich alles so alt und gewohnt anfühlt waren die ersten Tage hier natürlich etwas Besonderes:

Denn seit Montag (endlich) haben Leon und ich auch endlich unsere eigene Wohnung. Wirkte sie zuerst noch ein wenig heruntergekommen haben wir uns doch schnell an sie gewöhnt und sie doch irgendwie lieb gewonnen! Hier nochmal einen herzlichen Dank an Ninja und Freddy, die uns die Wohnung so ordentlich hinterlassen haben und überall Erläuterungen hinterlassen haben. Von dem informativen Empfangsschreiben mal ganz abgesehen! Also, wenn ihr das hier lesen solltet: Tausend Dank von Leon und mir!!!

Nun sind wir also endlich in unserer Wohnung, und wieder einmal erstaunte uns das Verhalten der Chinesen ein wenig: am Montag wurden wir (wie versprochen) pünktlich um 10 Uhr vom Schulleiter am Hotel abgeholt und nach einem Frühstück, bei dem gefühlt das gesamte Kollegium vorbei schaute, zur Schule gebracht. Dieser zeigte uns unsere Wohnung und hat seit dem kein Kontakt mehr zu uns gesucht. Auch niemand sonst von der Schule scheint momentan Interesse an uns zu zeigen. Wir wissen quasi nichts über die Schule, oder unseren Unterricht: wann wo was wir unterrichten sollen? Alles unklar! Leonards Rat dazu: Ruhe bewahren! Wenn sie was wollen werden sie schon auf uns zukommen … Also nutzen wir die ersten Tage anderweitig:

Mit Leonards eifriger Unterstützung haben wir Lanping kennen gelernt, interessante Orte und Restaurants entdeckt, die beiden anderen Schulen dort besucht, Handykarten gekauft und die ersten Chinesen kennen gelernt. Und da sind wir auch schon bei der ersten großen Lehre, die wir aus diesen ersten Tagen ziehen können: Fahre niemals mit einem Chinesen nach Hause, wenn du schlafen gehen willst! Wenn der Abend jedoch noch jung ist, lohnt es sich durchaus mit einem Chinesen nach Hause zu fahren … denn mit recht großer Sicherheit können wir sagen: man kommt dort einfach nicht an! Vielmehr landet man letztendlich mit einem Haufen unbekannter Chinesen in einem der unzähligen KTVs (KTV = Karaoke-Bar) der Stadt.

Direkt am Montagabend waren wir (Leonard, Philipp, Pascal, Leon und ich) mit Mike, einem Chinesen, den die letzte Baumhaus-Generation kennen lernte, sowie einem seiner Freunde in Lanping unterwegs. Nach verdammt guten, gebratenen Nudeln, einem Tanz mit hunderten Chinesen auf dem zentralen Platz und einem gemütlichen Spaziergang durch die nächtlich-ruhige Stadt, bot Mike Leon und mir an, uns die knapp 5 Kilometer von Lanping zu unserer Schule in Jinding mit dem Auto zu fahren, da der letzte Bus seit knapp einer Stunde weg war. Nachdem wir eingewilligt hatten und schon fast an der Schule waren, erklärte Mike, er wolle uns nur kurz einer Freundin vorstellen, die einen Minderheitenladen in Jinding besitzt, danach würde es auch schnell zur Schule gehen, versprach er. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit den Laden endlich verließen, schlug Mike vor, wir könnten mit ihm ins KTV fahren und ein paar seiner Freunde kennen lernen. Knapp vier Stunden, einer ganzen Menge ge-exter Biere, einem Haufen viel zu lauter und schräg gesungener Lieder, sowie vielen neuen Freunden später, fuhr der gut angetrunkene Mike uns schließlich an unsere Schule und ließ uns endlich schlafen.

Zwei Tage später, fast die gleiche Szene: Wir saßen alle zusammen mit einer Freundin von Leonard in einer Saftbar in Lanping und genossen einen ruhigen Abend, als Philipp, Pascal und ich beim Zurückkommen von der Toilette auf mehre, angetrunkene aber durchaus nette Chinesen trafen. Eine gute halbe Stunde später: alle Freiwilligen (Leonard war schon nach Hause um eine Unterrichtsstunde für den nächsten Tag vorzubereiten) saßen nun mit eben jenen Chinesen am Tisch, lehrten die letzten Bierreserven, sprachen über dieses und jenes und versuchten Sprachbarrieren zu überbrücken … was unter Alkoholeinfluss erstaunlich gut geht! Gegen 10 Uhr bot uns (Leon und mir) einer der Chinesen (Yang Yong Bin) an, man könne sich ja ein Taxi nach Jinding teilen, da er dort ebenfalls hin müsse. Doch auf dem Weg dorthin rief eine Freundin von ihm an und fragte, ob er Lust auf KTV habe … Lange Rede, kurzer Sinn: der Abend endete natürlich wieder im KTV. Als Jordan (wir hatten Yang Yong Bin mittlerweile einen englischen Namen gegeben) nach dem KTV anfing sich mit zwei Freunden lauthals zu streiten, hatten wir genug, flüchteten zum nächsten Taxi und entkamen so endlich in unser Bett.

Gestern hieß es dann trotzdem früh aufstehen, da wir bei einer Englischstunde von Leonard an der Lanping Minzu Zhongxue zuschauen wollten um einen ersten Eindruck von dem zu bekommen, was auf uns zu kam. Bis darauf, dass man, wie eigentlich überall, von allen Seiten angeschaut, ja glatt angestarrt wurde gibt’s hierzu allerdings nicht so viel zu sagen. Außer vielleicht: das Kantinenessen dort ist wirklich geil!

Am Abend trafen wir uns dann alle in unserer Wohnung um gemeinsam zu kochen und einen schönen Abend zu verbringen. Am Mittag hatten wir geplant einen Berg westlich von Lanping zu besteigen, dort zu schlafen und am nächsten Morgen den Sonnenaufgang zu genießen. Also brachen wir gegen 10 Uhr auf und sahen uns knapp 1400 Stufen später auf eben jenem Berg wieder und genossen den wundervollen Ausblick über das nächtlich Lanping und die umliegenden Täler. Bis darauf, dass es sch***e kalt war, der Boden zu steinig und uneben zum schlafen und zu allem Überfluss am nächsten Morgen eine Wolkendecke den Sonnenaufgang gänzlich verdeckt, war es eigentlich ein ganz gelungener Ausflug. Und nun hängen wir alle in unseren Wohnungen, holen den Schlaf nach, der uns nicht gegönnt war und leben sozusagen in den Tag.

Übliche Statusmeldung: uns geht es allen gut, keiner ist wirklich ernsthaft krank und gestorben ist auch noch keiner. Soweit also eigentlich allesganz oke!


Kleiner Spoiler: vielleicht wird sich in den nächsten Tagen unsere Zweier-WG ein wenig vergrößern! Also seid gespannt …

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Kommentare: 1
  • #1

    Tante Gabriele (Samstag, 13 September 2014 12:53)

    Lieber Till,

    singt ihr auch schon chinesisch in den KTV bars? Was bedeutet
    "geiles Essen" in China? Gibt es so etwas wie Vor- und Nachnamen bei den Chinesen oder ruft man immer alle drei, steht der Vorname vorne oder hinten? Vielleicht bist Du noch nicht so fir in Chninesisch, dann kannst Du diese Fragen zurückstellen.

    Viele Grüße von Gabi