Lanping zu Gast bei Freunden ...

Jetzt bin ich doch nicht dazu gekommen, wöchentliche Berichte zu verfassen, obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte! Es ist einfach mal wieder so viel passiert und man vergisst hier einfach die Zeit: kaum zu glauben, dass die ersten drei Monate in China schon fast vorbei sein sollen … Ich hoffe alle, die sich auf die Berichte gefreut haben sind nicht allzu enttäuscht, dafür kommt hier ein etwas längerer Text – als kleine Wiedergutmachung! So viel erst mal vorweg: Ich bin mehr oder weniger gesund, auch den anderen geht es allen gut und die Stimmung ist fast noch besser als irgendwann sonst … Und auch von einem erneuten Erdbeben In Südchina (!?) haben wir wieder einmal nichts mitbekommen, sondern mussten uns aus Deutschland  mit dieser Neuigkeit überraschen lassen.

Jetzt ist es schon fast zwei Wochen her, seit wir uns selbst und unser Projekt mit einer Vorstellaktion in Lanping vorgestellt haben. Dafür nahmen wir uns einen Samstag frei, bauten im Stadtzentrum zwei Pavillons auf, stellten uns, unsere Projekte, Deutschland und was wir sonst noch so machen mit Hilfe von Plakaten vor, veranstalteten Dosenwerfen und Kindermalen, verteilten selbst gemachten Pfannkuchen an die Chinesen (der leider für deren Geschmäcker viel zu süß war – wir mochten ihn!) und lehrten den Kleidercontainer aus um ein anschauliches Beispiel unserer Projektarbeit zu geben. Alles in allem war es eine echt gelungene Aktion: Zwar waren nicht ganz so viele Chinesen da, wie wir es uns erhofft haben, aber wir hatten Spaß, konnten doch schone einige Chinesen erreichen und zudem noch fast 50€ Spenden für unser Hygieneprojekt sammeln. Ein wenige enttäuschend war, dass die Youth League, die uns bei der Aktion unterstützen sollte nur mit einem Mann vor Ort war, und dieser kam auch nur zum Auf- und Abbauen.

Am nächsten Tag waren Leon und ich dann noch auf der Hochzeit, einer Tante, einer Schülerin von uns eigeladen wo wir auch den ganzen Tag verbrachten: Zunächst gemütliches Zusammensitzen mit Schülern und Hochzeitsgästen, Spielen verschiedener Spiele und natürlich auch Fern sehen (inklusive des ersten Bieres). In frühen Nachmittag  wurde dann das erste Mal zu Tische gebeten. Nach diesem köstlichen Mal ging es für Leon und mich dann weiter zum Meet-and-Greet mit dem Brautpaar und dem gemeinsamen Fotoshooting. Dort verweilten wir dann einige Zeit, bis uns schließlich auffiel, dass die ganz jungen und die ganz alten Gäste allmählich durch jene ersetzt wurden, die in der Altersklasse des Brautpaares mitspielten. Als dann noch mehrere Kisten Bier in den Raum getragen wurden, war der Verlauf des Abends offensichtlich … Der letzte Höhepunkt der Hochzeit waren dann schließlich die Nudelsuppen, die gegen zehn Uhr serviert wurden und in dem sonst recht .. eintönig .. gewordenen Abend einen echt geilen Akzent setzten!!

Am nächsten Morgen war dann an Ausschlafen nicht ganz zu denken: An der Minzu in Lanping begann an jenem Montag nämlich das jährliche Sportfest und auf dringlichste Empfehlung von Leonard wollten wir uns das dann auch nicht entgehe lassen. Es stellte sich dann heraus, dass das Sportfest hauptsächlich daraus bestand, dass die Schüler frei hatten und zwischendurch einige sportliche Wettkämpfe ausgetragen wurden. Und dazu kommen am Abend dann noch einige andere Veranstaltungen, wie beispielsweise ein Sängerwettstreit. Wir verbrachten also einen gemütlichen Nachmittag an der Minzu, schauten zwischendurch beim Weitsprung zu (währen die Jungs das eigentlich wirklich gut hinbekommen haben, sah es bei den Mädchen eher nach Kinderturnen aus …) und konnten uns so doch noch ein wenig von der Hochzeit erholen. Zum Abend hin, als das offizielle Programm beendet war, veranstalteten wir Freiwilligen dann noch ein spontanes Fussballmatch mit und gegen einige chinesische Schüler, die teilweise echt was zu bieten hatten. Oder vielleicht machte uns auch einfach nur die Höhenluft zu schaffen. Auf 2.500 Metern macht sich der Sauerstoffmangel dann nämlich echt schon bemerkbar! Am Abend hatten Leonard, Simon und ich dann noch die Ehre in der Jury des ersten Castings für den Sängerwettstreit am Donnerstag zu sitzen. Ähnlich wie bei Bohlen saßen knapp zehn Lehrer den Schülern gegenüber, die entweder alleine oder in Gruppen ihre (englischen) Songs performten. Von zu leise, über echt witzig bis hin zu wirklich gut war da eigentlich alles dabei. In jedem Fall ein weiteres echt erlebenswertes Erlebnis! Das war der dritte Tag (voller Aktion)!

Und am vierten war an eine Pause leider immer noch nicht zu denken. Ganz im Gegenteil: Morgens früh, auf zum Busbahnhof und den erstbesten Bus nach Liuku bekommen. Die Visumsverlängerung stand an und das geht leider nur im sieben Stunden entfernten Liuku. Das Gute daran ist, dass man dabei gleich noch die zehn Freiwilligen besuchen kann, die ihr Jahr in eben jenem Liuku verbringen. Bis es so weit war, mussten wir aber erst einmal die sieben Stunden im Bus überstehen. Kurz gesagt: chinesische Busse sind keine Nichtraucher-Busse! Und auch das laute hören von (für uns zum Teil grauenvoller Musik) scheint nicht weiter verpönt zu sein … Man kann sich also vorstellen, dass diese Busfahrt nichts mit einem gemütlichen Ausflug zu tun hatte. Endlich in Liuku angekommen, wurden wir von einem Empfangskomitee (Aliena) willkommen geheißen und ins erstbeste Restaurant geführt.

Die Tage in Liuku bestanden dann hauptsächlich aus Essen gehen, sich mit den Liukuern treffen (zudem in deren Unterricht vorbei schauen), Majiang spielen, die wirklich schönen Stadt besichtigen (auch wenn sie für meinen Geschmack fast ein wenig zu groß ist), am Abend: KTV, Pyjama-Party und gemütliches Filmeschauen … Und dann war da natürlich noch der eigentliche Sinn der Reise: das Verlängern des Visa. Zusammen mit Joni und Julia (aus Liuku) und Leon verbrachten wir knapp drei Stunden in der Passstelle, bis eine der beiden Frauen hinter dem Tresen endlich die ausgefüllten Anträge in den Computer kopiert, die neuen Visa ausgedruckt und in die Pässe geklebt hatte und endlich alles fertig war. Warum die zweite Dame die ganze Zeit daneben saß und einfach gar nichts tat, werden wir wohl nie erfahren.

Am Samstag schlossen wir uns dann nochmal den Liukuern an und halfen ihnen bei einer ihrer Kleidersortierungen. Neben der Förderung der Gruppendynamik stand dabei für uns noch ein weiterer Punkt im Vordergrund: Wir durften uns nämlich ein wenig an deren Kleiderbestand bedienen um noch ein paar Sachen für unsere Spendenaktion „Schuhe und Bettwäsche für Yingpan“ zu ergattern. Und diese Sachen wollten natürlich zunächst gesichtet und evtl. neu sortiert werden. Am Ende des Tages waren dann schließlich 14 Kisten voll mit Kinderkleidung gepackt, die wir nur noch nach Lanping bekommen mussten …

Nach fast einer Woche in Liuku ging es dann schließlich zurück in die gute, alte Heimat Lanping und auch wenn wir uns alle wieder auf daheim freuten, hatten wir doch eine wunderschöne Zeit in Liuku: die schöne Stadt, die Abwechslung zum normalen Alltag und natürlich das Wiedersehen der anderen Freiwilligen!

Die Rückreise stellte uns dann eine weitere Aufgabe: immerhin mussten wir zu sechst ganze 14 Kisten voll mit Kleidung mitführen. Wir teilten uns also auf drei Tage und vier Busse auf um die Situation ein wenig zu entschärfen. Leon und ich schnappten uns fünf Kisten und machten uns am Montag auf den Rückweg. Und wie bei der Hinfahrt schienen die Leute kein wirkliches Verständnis zu haben, dass sich andere Gäste von lauter Musik oder stinkenden Zigaretten genervt fühlt könnten … Das einzig witzige war, dass ein Mann, ähnlich wie wir eine Kiste mit sich führte. Anstatt von Kleidung waren bei ihm aber mehrere Hühner darin und weil diese sich seit längerem nicht mehr bewegten fing der Mann schließlich an, die Kiste zu schütteln um sicher zu stellen, dass es den Hühnern noch gut ging.

Und dann waren wir endlich wieder zurück in Lanping! Wie gesagt: Liuku war echt schön, und doch vermisste man seine Heimat mit jedem Tag der Abwesenheit mehr … Das (kostenlose) Kantinenessen, der Sportplatz, auf dem man die Sonne genießen kann und natürlich auch unsere Schüler, halt all das, was dafür sorgt, dass wir uns seit drei Monaten so wohl hier fühlen.

Nachdem Leon und ich dann diesen Dienstag unsere ersten Unterrichtsstunden gegeben hatten, kam die Überraschung: wegen eines Sportfestes an unserer Schule fallen unsere restlichen Stunden in dieser Woche aus, sodass wir bereits am Dienstagnachmittag ins Wochenende starten konnten und uns jetzt auf ein paar schöne, ruhige Tage freuen, an denen unsere einzige Aufgabe darin besteht, den Schülern beim Sport zuzuschauen …

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Kommentare: 1
  • #1

    die 3 Adendorfer (Mittwoch, 26 November 2014 17:07)

    Hallo Till,
    endlich konnten wir wieder einen Deiner tollen super interessanten und so witzig geschriebenen Blogeinträge lesen. ( wirklich Respekt, wie Du Deine Leser damit "fesseln" kannst ...TOLL)
    Ganz besonders intensiv konnten wir Deinen Bericht über das "Nudelsuppen-Essen" bei der Hochzeit
    sozusagen schmecken, da wir durch unsere vielen Asienurlaube die "Nudelsuppe" als das leckerste Gericht Asiens einstufen würden. Beim Anblick Deines tollen Suppenfotos, hätten wir am liebsten gleich eine Portion verschlungen. Nach fast 3 Monaten China, klappt doch das Suppenessen mit "Stäbchen" bestimmt schon gut, oder ???
    Wir wünschen Dir und Leon jetzt noch eine schöne erholsame Woche beim Sportfest mit Euren Schülern und den auch so guten Kantinenessen .... ( Nudelsuppe & co)
    Liebe Grüße
    von uns "Dreien"