Monatsbericht Februar

Und ehe man sich versieht, sind die allzu langen Ferien auch schon wieder vorbei und der ‚ganz normale Schulalltag‘ nimmt ihren Platz ein. Nach der erlebnisreichen Reise nach Chengdu (Ende Januar), war der Februar geradezu langweilig, da wir fast den gesamten Monat im quasi ausgestorbenen Lanping verbrachten. Doch auch, oder gerade wegen des, wegen dem Neujahrsfest verlassenden Lanping hatten wir eine sehr schöne und vor allem ruhige Zeit in der man sich einfach entspannen und das einfache Leben Südchinas genießen konnte. Zur Hochzeit des ‚Aussterbens‘ (zum Neujahrsfest) verließen schließlich auch wir für eine Woche Lanping um das Neujahrsfest bei chinesischen Freunden außerhalb der Stadt zu feiern.

Und dort erlebten wir dann auch die bisher wohl ‚anderste‘ Erfahrung der vergangenen sechs Monate. Zumindest, wenn man das chinesische Neujahrsfest mit dem ‚normalen‘ deutschen Silvester vergleicht. Zuerst einmal die Ausmaße des ganzen Feste: während sich Silvester bekanntlich auf lediglich einen Tag (oder sogar nur einen Nachmittag/ Abend) beschränkt, reicht das ganze Neujahrsfest in China über mehrere Tage, bis hin zu einer ganzen Woche und ist für viele Chinesen mindestens die größte, wenn nicht sogar die einzige Ferienzeit im ganzen Jahr und somit die einzige Möglichkeit die Familie zu besuchen. Dadurch ist es für die Chinesen ganz normal zu dieser Zeit (über große Strecken) nach Hause zu reisen um dieses wichtigste Fest im Kreise der Familie zu verbringen. So gingen die meisten Chinesen auch davon aus, dass auch wir uns in den Flieger setzten würden um über die Ferien nach Deutschland zurück zu reisen und konnten es in den meisten Fällen fast nicht glauben, dass wir in China bleiben wollten um das chinesische Fest mitzubekommen.

Und auch das eigentliche Fest ist kaum mit dem deutschen Silvester zu vergleichen! Während Silvester in Deutschland meistens eine individuelle Abfolge von ‚Freunde treffen‘, ‚gemeinsam essen‘, ‚Dinner-for-One‘, ‚mit Sekt anstoßen‘ und ‚rum böllern‘ ist, beschränkt sich das chinesische Neujahr hauptsächlich auf eine Aktivität: Nichts! Nachdem die gesamte Familie einige Tage vor Neujahr die sämtliche Festmahlzeiten zubereitet und das Haus für das Fest geschmückt hat, stand die Tage um den Jahreswechsel eigentlich nichts mehr an. Da man die Zeit dann aber doch irgendwie rum bringen muss wurde ein Großteil der Zeit damit verbracht, Majiang zu spielen und natürlich das vorbereitete Essen zu verspeisen. Und das über drei volle Tage hinweg. Doch ähnlich wie schon zuvor im ‚ausgestorbenen‘ Lanping, tat diese Ruhe auch mal ganz gut und zumindest konnten wir ein klein wenig ‚deutsche Kultur‘ ausleben und fanden genug Zeit für den ein oder anderen Spaziergang durch die wunderschöne, uns umgebende Natur zu unternehmen.

Für die Chinesen geht das Neujahrsfest dann aber natürlich über ein ruhiges Beisammensein hinaus, denn auch die Ahnenverehrung spielt (besonders zu dieser Zeit) eine besondere Rolle: so wurde beispielsweise ein kleiner Altar mit Kerzen, Räucherstäbchen und chinesischen Schriften vor dem Haus aufgebaut und auch bei einigen Mahlzeiten wurde für die Verstorbenen ein Teil der Speisen zur Seite gelegt. Und während in Deutschland Feuerwerkskörper hauptsächlich dazu dienen um den Himmel schön, bunt zu machen, oder unschuldige Passanten zu erschrecken,werden ich China die lauten Böller dazu genutz um böse Geister zu vertreiben.

Auch diese Täubchen sind Teil des Festmahls … müssen dafür aber zunächst gerupft werden.
Auch diese Täubchen sind Teil des Festmahls … müssen dafür aber zunächst gerupft werden.

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Kommentare: 2
  • #1

    christa steinke (Sonntag, 08 März 2015 09:55)

    Musstest du dich nicht ganz schön überwinden, um das arme Täubchen zu rupfen? So ganz glücklich siehst du auf dem Bild nicht aus. Liebe Grüße Mama

  • #2

    Tante Gabriele (Mittwoch, 18 März 2015 20:04)

    Sehe dieses Bild auch erst nach meinem Eintrag an anderern Stelle und muss in diesem Falle mal meiner Schwester beipflichten. Vielleicht wirst Du nun viel lieber Koch? Gab es eigentlich genug Geld für die Schuhe oder steht das im Januar-Bericht? Gruß Gabi