Ein Jubiläum in den Bergen

Wie bereits angekündigt, ging es für uns am letzten Wochenende nach Tu’er, in die Berge. Während also der deutsche Nettoverbraucher sein langes Mai-Wochenende genoss machten wir uns endlich mal wieder so richtig nützlich! Und es fing auch eigentlich alles recht vielversprechend an: der bestellte LKW war eine ganze halbe Stunde vor dem verabredeten Termin (10:00) gekommen, sodass wir direkt mit dem Beladen los legen konnten und früher, als jemals gedacht los fahren konnten. Zumindest die drei von uns, die noch im LKW Platz fanden, die restlichen fünf mussten erst zum Busbahnhof um sich von dort einen Minibus organisieren …

Moment! Drei und fünf? Das sind doch acht! Waren das nicht immer sechs Idioten in Lanping!? Ganz genau, aber wir hatten ein wenig expandiert und uns zur Verstärkung Janno und Jost (aus Liuku) einfliegen lassen, deshalb waren wir jetzt acht Idioten …

Die ersten drei waren also schon auf dem Weg und die restlich fünf (mich eingeschlossen ging es zunächst von der Minzu zum Busbahnhof. Nachdem wir uns noch ein wenig mit Proviant eingedeckt hatten und bis wir endlich einen Bus gefunden hatten, waren dann auch schon eineinhalb Stunden vergangen, bevor wir uns endlich daran machen konnten dem LKW zu folgen. Als wir diesen dann auch schon nach einer knappen Stunde überholten, fingen wir erstmals an, mit dem Gedanken zu spielen, dass eventuell doch nicht alles so gut laufen würde, wie gedacht … Als wir nach knapp dreistündiger Fahrt dann in Dahua (unserer ersten Station) ankamen, konzentrierten wir uns dennoch zunächst auf die nötige Arbeit: Hotel für die Nacht organisieren beim Schulleiter der ersten Schule melden, schon einmal orientieren … Und nach einer weiteren halben Stunde, und allen Sorgen zum Trotz kam dann der LKW doch recht zügig an. Also doch alles nach Plan?

 

Nein, leider nicht! Zunächst muss man sagen, Dahua zweigeteilt ist: ein (etwas größerer) Stadtteil direkt am Mekong, an dem jetzt auch der LKW stand und das eigentlich Dorf Dahua eine halbe Stunde den Berg hinauf, wo auch die erste Schule lag und der LKW logischerweise auch die Kleidung abliefern sollte. Beide Teile verbunden mit einer provisorisch wirkend befestigten Schotterpiste. Als der LKW nun ankam erfuhren wir zunächst, warum er doch so lange gebraucht hatte (weil die Fahrerin wohl erst in der Ausbildung war und das Fahrzeug kaum unter Kontrolle hatte), und danach, warum die gute Frau sich weigerte, die Schotterpiste bis zur Schule zu benutzten (weil sie wohl erst in der Ausbildung war und das Fahrzeug kaum unter Kontrolle hatte). Also hing unsere Kleidung eine halbe Stunde vor dem Ziel fest! Doch zum Glück war der Schulleiter der Schule in Dahua mittlerweile eingetroffen uns regelte uns einen neuen LKW mit einem neuen Fahrer, sodass die Aktion doch weiter gehen konnte. An diesem Tag verteilten wir dann nur noch ein wenig Kleidung an fünfzehn Weisen einer Grundschule am Fluss und konnten so recht früh ins Hotel einkehren. Denn der nächste Tag sollte da schon etwas ansträngender werden.

Am frühen Morgen ging es nämlich zunächst wieder hinauf, ins Dorf Dahua, wo der erste Teil der Verteilaktion an über vierzig Kinder anstand. Dank der Mithilfe des (altbekannten) Schuleiters und der Lehrer konnten wir diesen Teil glücklicherweise in einer halben Stunde hinter uns bringen, sodass wir uns rechtzeitig dem restlichen Tagesplan zuwenden konnten, denn eine weitere Schule wollten wir heute auch noch besuchen.

Der kleine Nachteil daran: die auserwählte Schule liegt nun wirklich in der Pampa, was so viel heißt, wie, dass sie nur über einen mehrstündigen Fußmarsch zu erreichen ist. Was an sich ja kein großes Problem wäre, wenn man nicht bedenkt, dass wir dort über eintausend Kleidungsstücke und hundertfünfzig Hygienepakete verteilen wollten und die musste man schließlich auch irgendwie dahin bekommen … Aber auch hier wusste der Schulleiter einen Ausweg, indem er eine ganze Herde an Packeseln anheuerte. Wir beschäftigten uns also den restlichen Vormittag damit, die Kleidung noch einmal zu sortieren und die Esel zu beladen, bevor wir nach einem kleinen Mittagsmahl (frische Kartoffeln mit Chiligewürz), frisch gestärkt in die atemberaubende Natur Südchinas hinauszogen.

Die Wanderung führte uns dann in eine wunderschöne Schlucht hinein, die wir nur auf der einen Seite herunter kletterten, um nach dem überqueren eines kleinen Flusses, auf der anderen Seite noch steilere Hänge wieder hinauf zu steigen. Oben auf dem Berg angekommen wurden wir dann allerdings (wie es für viele Berge hier normal ist) mit einer grandiosen Aussicht über den Mekong und die angrenzende Berglandschaft, für unsere Mühen entlohnt. Danach ging es dann ‚nur‘ noch eine gute Stunde über einen Bergkamm und durch Reisfelder, immer unter der Brennenden Sonne (wo wir uns eigentlich alle einen Sonnenbrand als Andenken mitnahmen), bis wir letztlich in jener besagten Schule ankamen. Da die (vorweg laufenden) Esel bereits entladen wurden, konnten wir dann auch direkt zum wichtigsten Teil des Tages übergehen: dem Essen!

Nach dem bescheidenen, aber in jeder Hinsicht köstlichen Mahl ging dann auch die Verteilungsarbeit wieder los. Und wieder war es der Mitarbeit der Lehrer zu verdanken, dass diese zweite Verteilung an knapp hundertzwanzig Kinder ebenfalls schnell und halbwegs unkompliziert über die Bühne gehen konnte, auch wenn das teils etwas übereifrige Engagement der Chinesen recht schnell sämtliche unserer Planungen eingeholt und zu Nichte gemacht hatte. So kamen wir aber immerhin noch dazu, einen gemütlichen (freien) Abend zu genießen, und mit den Anwesenden Dorfbewohnern Zeit zu verbringen, sowie mit den noch anwesenden Schulkindern ein wenig durch die Gegend zu trollen. Nach einem gemütlichen Feierabend-Verteilungsabschluss-Bier mit Schulleiter(n) und Lehrern ging es dann (endlich) nach diesem langen Tag in die Federn.

Der nächste Tag war dann im Grunde nur noch von der Heimfahrt geprägt: den ganzen Weg durch die Berge zurück, diesmal deutlich entspannter, weil bergab und in der angenehmen Morgensonne, dann nur noch den nächstbesten Minibus klären und ab in die Heimat, erst mal den Staub der Wildnis abduschen!

Und dann hatten wir natürlich noch ein (oder genauer gesagt zwei) Jubiläums zu feiern: am 1. Mai begann nicht nur der Mai, sondern auch bereits unser neunter(!!!) Monat hier in China und damit das dritte und letzte Drittel! Und einen Tag später, am 2. Mai durften wir dann auch das zwei-Drittel-Jubiläum-nach-Tagen feiern! Und damit geht es jetzt auch ganz offiziell in den Endspurt und dann steht demnächst ja auch wieder eine Visumsverlängerung in Liuku an und bis zu den Ferien ist es dann ja auch nicht mehr so weit …

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