Ein (vorläufiger) Abschied ..

Jetzt ist es also so weit: die Koffer sind gepackt, die Flüge gebucht, die Freunde verabschiedet und dann heißt es auf nimmer wiedersehen!

Na gut, so schlimm ist es dann auch wieder nicht, aber die Aufbruchsstimmung ist deutlich zu spüren. Nicht mehr allzu lange und ich werde Lanping zumindest für eine etwas längere Zeit den Rücken zuwenden um doch noch etwas mehr von diesem wundervollen Land zu erleben, als Lanping, Liuku und die Straße dazwischen! Bevor ich dann aber Lanping endgültig verlassen und meinen Verlängererdienst in einem anderen Winkel des Landes antreten werde, habe ich noch geplant ein letztes Mal, Mitte August nach Lanping zurückzukehren um mich noch einmal ein paar Tage lang von meiner ‚alten Heimat‘ zu verabschieden.

In der Gruppe haben wir uns bereits von Lanping verabschiedet, und zwar, so wie wir das Jahr hier auch begonnen haben: mit einer Wanderung auf den, direkt vor den Toren Lanpings liegenden XueBanShan. Und diesmal sogar mit dem festen Vorsatz auch den letzten Gipfel zu erreichen. Dementsprechend waren wir dieses Mal auch deutlich besser vorbereitet: genug Verpflegung, Zelte, Luftmatratzen und Schlafsäcke und los ging es. Da wir uns diesmal auch etwas mehr Zeit genommen hatten und zwei Tage für den Trip eingeplant hatten, war das Wandern an sich auch deutlich entspannter; das Wetter war es nicht! Die bevorstehende Regenzeit macht sich dann doch schon bemerkbar, indem der gesamte Berg in seinen oberen 10 Prozent komplett in den tief hängenden Wolken verschwunden war. Aber davon lässt man sich ja schließlich nicht aufhalten, bedeutet es doch, dass zumindest am Anfang die verdeckte Sonne das Wandern deutlich angenehmer macht! Und so war es dann auch und bis zum Abend konnten wir dem Wetter eigentlich nur gute Seiten abgewinnen.

Als wir dann zum Abend hin unseren geplanten Schlafplatz auf knapp 80 Prozent des Berges erreicht hatten, hatten sich die Wolken allerdings zwei Sachen überlegt: zum einen, dass es doch auch ganz schön wäre noch ein wenig mehr vom Berg in sich zu verschlucken und zum anderen, dass es doch eigentlich nur dumm ist, so viel Wasser mit sich rum zu schleppen. Ballastabwurf ist hier das Stichwort! Wir lagen also in unseren Zelten, in den Wolken, die regneten und hatten es trotz des noch hinzu kommenden Windes eigentlich recht warm und kuschelig. Aber das Wetter hatte sich das eigentliche Highlight ja auch für den nächsten Tag aufgehoben, wie wir bald erfahren sollten:

Am nächsten Tag wachten wir in absoluter Stille auf: kein Regen, kein Wind. Also schnell raus aus dem Zelt das tolle wetter genießen und … Nichts! Ich weiß nicht, ob es Nebel oder Wolken waren (wahrscheinlich eine Mischung daraus) aber man konnte froh sein, wenn man die Ehre hatte kurzzeitig etwas weiter als dreißig Meter zu gucken. Auch die Hoffnung, die wir weckten, als sich mit dem fortschreitenden Morgen die Wolken mehr und mehr zurückzogen wurden recht bald zerschlagen, als wir begannen, den Berg weiter empor zu klettern und tiefer denn je in der Suppe hingen. Und der Wind war auch pünktlich zur Arbeit erschienen! Durften wir an dieser Stelle im September noch eine wunderschöne Aussicht über Lanping, die umliegenden Täler und die Berge am Horizont genießen, so war die einzige Aussicht, die man jetzt genießen konnte, die zwanzig Meter des Weges vor einem die man aus den Wolken heraus erahnen konnte. Aber davon ließen wir uns natürlich nicht aufhalten, immerhin brannte die Sonne nicht herab. Auf den letzten Kilometern zum Gipfel führte der Weg über einen Bergkamm, was nun zur Auswirkung hatte, dass man nicht nur den Weg vor und hinter einem nicht wirklich sehen konnte, nein, es ging nun auch knapp drei Meter links und rechts von einem steil in die gefühlte Unendlichkeit der Wolken hinab und von Meter zu Meter wurde der Wind auch nur noch stärker. Die besten Momente waren da die kleinen Waldstückchen, die einem zum einen einen Schutz vor dem gnadenlosen Wind boten und zum anderen mal eine nette Abwechslung zu dem sonst üblichen, undurchdringlichen Weiß der Wolken bildeten. Nach einem langen Kampf gegen die Natur und am dritten Gipfel (dem Ende unserer ersten Wanderung) angelangt, beschlossen wir auch für heute hier gut sein zu lassen. Zum einen, weil wir wirklich fertig waren und es nur noch schlechter und mitunter vielleicht auch ein wenig gefährlich geworden wäre und zum anderen, weil wir auch beim besten Gewissen den weiteren Weg nicht mehr finden konnten. Also begaben wir uns nach einen kurzen Pause im Windschatten des Gipfels wieder auf den Weg nach unten.

Das Problem, was wir mit dem Weg weiter nach oben hatten machte allerdings auch vor dem Weg nach unten nicht wirklich halt und nachdem wir letztendlich garkeinen Plan mehr hatten beschlossen wir uns einfach den Abhang an der richtigen Seite des Berges herunter zu arbeiten, runter kommen sie schließlich alle, oder!?

 

 Auch wenn es spätestens jetzt ein kleines bisschen gefährlich wurde, so war es doch letztendlich der schnellste und einfachste Weg und mit jedem verlorenen Höhenmeter wurde die undurchdringliche Wolkensuppe dünner und dünner und nach einer kurzen Weile durften wir auch schon wieder zumindest ansatzweise erahnen, was man unter dem Begriff der Sicht oder Aussicht zu verstehen hat. Und nachdem wir dann endlich irgendwann den richtigen Weg wieder gefunden hatten und auch die Wolken gänzlich von unserer Bildfläche verschwunden waren (zumindest auf unserer Höhe) war der restliche Weg auch nur noch ein Kinderspiel und letztendlich durften wir alle diese unvergesslich aufregende und schöne Tour unbeschadet abschließen!

Und jetzt heißt es also erst mal Abschied nehmen nicht nur von Lanping, sondern auch erst mal von diesem Blog! Aber keine Aufregung, er wird weiterhin bestehen und auch hoffentlich recht aktuell sein, aber auf den Reisen weiß ich einfach nicht wie es mit Internet und dem Hochladen möglicher Berichte aussieht, sodass es die nächsten Wochen wohl etwas stiller hier werden kann. Ich werde aber mein beste geben, zwischendurch immer ein kleines Update zu geben und wenn das nicht klappt, dürft ihr euch zumindest auf einen wirklich großen Bericht in knapp sechs Wochen freuen.

Also, bis dahin beste Grüße nach Deutschland und bis zum (hoffentlich recht baldigen) nächsten Mal!

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Kommentare: 2
  • #1

    Dein komischer Schulpartner (Donnerstag, 02 Juli 2015 19:11)

    cool

  • #2

    Gudrun und Frank (Donnerstag, 02 Juli 2015 19:50)

    Hey Till,
    .... wirklich dramatisch und für Euch bestimmt unvergesslich !
    Genieße die nächsten 6 aufregend und spannenden Wochen,
    wir warten auf ein Lebenszeichen ....
    Liebe Grüße und bleibe gesund
    die Adendorfer