Monatsbericht Juli

Ich kann mich immer nur, immer wieder darüber wundern, wie schnell die Zeit hier eigentlich vergeht, denn in relativ genau einem Monat ist mein Freiwilligendienst für Jugend im Ausland und Baumhaus (zumindest faktisch) nach einem ganzen Jahr in China auch schon zu Ende und in relativ genau vier Monaten geht es dann, nach dem Abschluss meiner Tätigkeit als Verlängerer für Baumhaus auch schon wieder zurück nach Deutschland, nach dann fünfzehn Monaten im fernen Osten. Und diese Stimmung ist auch überall zu spüren, natürlich bei den meisten meiner Mitfreiwilligen noch eher, als bei mir, aber auch für mich heißt es jetzt schon Abschied nehmen! Von den Mitfreiwilligen natürlich (wenn auch noch nicht ganz), aber besonders von Lanping, meiner Heimat für dieses wunderschöne Jahr. Denn die Monate meines Verlängererdienstes werde ich noch ein gutes Stückchen weiter östlich, in Jiangxi, verbringen. Also stehen jetzt bald ein paar letzte Dinge an: ob die letzte Nudelsuppe im Stammladen oder der letzte KTV-Abend mit unseren chinesischen Freunden … und das alles mit der Vorfreude, nach dem Abschied aus Lanping, mit den neuen Freiwilligen in Jiangxi quasi noch einmal von Vorne beginnen zu können!

Eines der (wahrscheinlich) letzten Highlights meiner ersten zwölf Monate in China war ganz bestimmt ein knapp zweiwöchiger Trip in die Hauptstadt der Volksrepublik: Peking; in der Mitte des Monats. Allein schon die zweitägige Anreise mit dem Zug war ein Erlebnis für sich und dann natürlich noch die Tage in Peking selbst: Neben ein wenig Kultur (Verbotene Stadt, Himmelstempel, Pekingente, …) und auch ‚richtigem‘ Urlaub (Entspannen in den unzähligen Parks und einfach mal alle Sorgen, Pflichten und Nöte vergessen), stand dann auch noch das (Wieder-) Treffen einiger Freunde und Bekannter an, die sich (zugegebener Maßen nicht ganz zufällig zur selben Zeit dort aufhielten).

Und obwohl die Zeit in Peking bestimmt mit zu den schönsten Tagen in China zählt, war man nach den zwei Wochen auch wieder sehr froh, zurück nach Hause fahren zu können, denn letztendlich ist es zu Hause doch am schönsten. Auch wenn ich bis heute nicht sicher sagen kann, was mein Herz an diesem kleinen ‚Kaff‘ im hintersten Winkel von China gefunden hat (Sind es nun die chinesischen Freunde oder die Schüler, die ich ein Jahr lang unterrichten durfte? Die besten Nudeln der Welt in den abgeranzesten Läden der Welt? Oder einfach die lebensfrohe und so überhaupt nicht hektische Atmosphäre?); man muss einfach mal selber ein Jahr in so einem Ort verbracht haben um zu erleben und zu fühlen, was ich gerade erlebe und fühle! Da übersieht man dann auch mal ganz schnell die ganzen Defizite, die dieses Land und dieser Ort doch eigentlich haben. Ganz gleich ob es sich dabei um die Vorurteile und Befürchtungen hatte, die einen noch vor dem Abflug in Deutschland plagten: Unfreiheit, Langeweile, Mangelnde Versorgung (Strom, Wasser, Medizin, …); oder der Eindruck, den man (noch mit Deutschland im Kopf) nach den ersten Tage hier aufgebaut hatte: dreckig, düster und fremd, ja fast schon wie eine mittelalterliche Stadt … Die größte Unsicherheit empfinde ich momentan bei dem Gedanken, wie es wohl sein wird, nach fünfzehn Monaten wieder in Deutschland zu stehen, wieder in einer komplett neuen und anderen Welt. Aber dafür habe ich ja noch vier Monate um mich darauf vorzubereiten ...

Vielleicht politisch nicht ganz korrekt, aber der muss einfach sein: ich vor dem Mao-soleum in Peking.
Vielleicht politisch nicht ganz korrekt, aber der muss einfach sein: ich vor dem Mao-soleum in Peking.

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