Ein etwas anderer Urlaub

Eigentlich sollten das hier jetzt zwei Berichte über die letzten drei und die nächste Woche werden, aber weil sich dann doch der ein oder andere Plan etwas abgeändert hat, gibt es jetzt hier ‚nur‘ einen Bericht über die letzten drei Wochen. Inklusive Familienurlaub, Behördenstress, Spontanreisen und letztendlich meiner, zugegebenen etwas verfrühten Ausreise aus China. Aber von vorne …


Nach meinen ersten zwei Wochen Verlängererarbeit mit den Neuen in JGS ging es für mich wieder in meine ‚alte‘ Heimat Yunnan, da mich mein Bruder für zwei Wochen besuchen kam und ich ihm ein wenig die Gegend näher bringen wollte, in der ich mein Freiwilligenjahr hauptsächlich verbracht hatte. So ging es also wieder einmal mit dem Zug auf den Weg quer durch China, von JGS nach Kunming. Von da an standen dann Liuku und Fugong, beide im Nujiang-Tal, sowie die Altstadt von Dali und sein See und natürlich das gute, alte Lanping auf unserer Reiseroute. In Liuku durften wir dann die Bekanntschaft der dortigen, neuen Freiwilligen machen und auch einen tollen KTV-Abend verbringen, in Fugong fanden wir zwar einen Haufen schöner Berge, aber den einen, den wir eigentlich gesucht hatten, erreichten wir leider nicht mehr: den berühmten Mondberg. Und Dali war dann schließlich geprägt von dem supertollem Herbstwetter, das Nord-West Yunnan zu dieser Zeit so an sich hat und natürlich der wundervollen Gegend, allen Voran der See … Ein paar Eindrücke:

Unser Besuch in Lanping war dann natürlich noch einmal eine besondere Erfahrung, für mich mindestens genauso, wie für meinen Bruder! Schließlich hatte ich selbst seit gut drei Monaten keinen Fuß mehr in diese allzu bekannten Straßen gesetzt. Und auch wenn es wirklich bewegend war, nach all dieser Zeit wieder durch Lanping und Jinding zu wandern, war das eigentlich Tolle doch, all die Menschen wieder zu treffen, die unser Jahr in Lanping so einzigartig gemacht hatten: ob Lehrer, Schüler oder einfach nur ‚normale‘ chinesische Freunde! Ob beim Hotpot, Billard oder auch einfach nur in den sonnigen Straßen … Es fühlte sich schon auf jeden Fall an, als würde man irgendwie nach Hause zurück kommen und ich bin mir nun sicher, dass ich mich eines Tages aufrappeln werde um wieder nach Nujiang zu finden!

Das war dann eigentlich auch schon der kurze, reich bebilderte Überblick über meine Brudertour 2015, back2Yunnan und eigentlich könnte der Bericht hier schon enden, aber ich hatte euch ja noch Behördenstress, Spontanreisen und meine verfrühte Ausreise versprochen … also na gut, machen wir weiter! Oder besser gesagt, gehen wir erst einmal zurück: Denn der eigentliche Grund, für unseren Abstecher in Liuku war nicht etwa der der reinen Vergnügung, vielmehr ging es für mich darum, ob ich meinen Verlängererdienst so zu Ende bringen können würde, wie geplant. Denn mein aktuelles Visum lief am 17. November aus, wobei mein Dienst für Baumhaus und JiA erst am 1. Dezember beendet sein wird. Und da ist das dann Problem relativ einfach zu erkennen: mir fehlten gute zwei Wochen! Also ging es nach Liuku, um mein Visum noch einmal zu verlängern, etwas umständlich aber was tut man nicht alles, um dieses Jahr hier geregelt zu Ende zu bringen und nicht frühzeitig nach Hause zu müssen. Und da sind wir dann auch schon bei dem ersten Punkt angekommen: dem Behördenstress. Nachdem wir etliche Offizielle, Behörden und Regierungsbüros abgeklappert hatten, wurde dann relativ schnell relativ sicher, dass es nicht möglich sein würde, mein Visum noch einmal zu verlängern. Das hieß dann also für mich, dass ich bis zum 18. November China verlassen haben musste. Und da knüpfen wir doch gleich nahtlos an die Spontanreise an! Denn eine letzte Chance gab es für mich noch: Hongkong! Die Sonderzone, die bis 1947 zu Großbritannien gehörte genießt schließlich noch heute besondere Privilegien, unter anderem nicht nur eigenes Geld, sondern auch eine eigene ‚Grenzpolitik‘. So verlässt man bei der Einreise nach HK offiziell die Volksrepublik und kann dann, von ‚außerhalb‘ Chinas ein neues Touristenvisum für zunächst 30 Tage beantragen. Und das war dann auch der Plan …

Also setzte ich meinen Bruder in Kunming in den Flieger zurück nach Deutschland und betrat selbst den Zug zurück nach JGS, wo ich meine gesamten Sachen packte und mich auf den Weg nach HK auf machte. Warum die Sachen packen!? Das Problem ist, dass ich bereits seit über einem Jahr in  China war und es dadurch relativ unsicher war, ob man mir noch ein normales Touristenvisum zugestehen würde. Ich musste also damit rechnen, in HK kein Visum zu erhalten und von dort dann direkt, etwas verfrüht, nach Deutschland zurück kehren zu müssen. Kommen wir nun also zu dem letzten, versprochenen Punkt: meiner verführten Ausreise aus China. Am 17. November verließ ich also China und erreichte HK mit dem Zug, noch völlig im Ungewissen, ob ich in einer Woche wieder in JGS, oder doch bereits in Deutschland sein würde.

Da ich am frühen Vormittag in HK ankam, konnte ich direkt zur Visa-Agentur durchstarten, dort die nötig Papiere einreichen und musste dann nur noch gut zwei Tage darauf warten, ob man mir nun das so sehr ersehnte Visum ausstellen würde oder nicht … Und so konnte ich der ganzen Tour dann auch noch seine schönsten Seiten abgewinnen und gute zwei, wunderschöne Tage in HK als Tourist genießen und so auch ein wenig die Anspannung abwerfen, die mich immer zu daran denken ließ, ob es nun mit dem Visum klappen würde, oder nicht …

Am 19. November kehrte ich dann zu besagter Agentur zurück, erhielt dort einen recht offiziell aussehenden Brief und die Anweisung, nach Shenzhen, an der Grenze zu China zu fahren, und dort würde man mir dann, vielleicht, ein Visum geben. Die nervige Unwissenheit ging also weiter und fraß sich während der einstündigen Zugfahrt durch das Hongkonger Hinterland immer tiefer … im Nachhinein aber völlig unbegründet: An der Grenze schauten sich die Beamten nur kurz meinen Pass und den Brief an, und innerhalb von wenigen Minuten fand ich ein neues Visum, gültig für 30 Tage, in meinem Pass und wurde weiter zu Grenzkontrolle geschickt … und das Ganze nach dem bekloppten Kindergarten, der der ganzen Show voraus gegangen war, nach Liuku, den Enttäuschungen und der tagelangen Unwissenheit vor und während HK … aber naja, was soll ich sagen: ich bin zumindest zurück in China: back2China!


Jetzt sitz ich also, nach all dem ganzen Strass der letzten Tage und Wochen wieder in meiner Wohnung im viel zu kalten JGS, versuche meine Wintererkältung mit gutem chinesischem Tee zu bekämpfen und freue mich nun auf meine letzten drei, gemütlichen Wochen in China. 


Moment … hat er gerade drei gesagt? Geht sein Dienst nicht nur bis Ende November und nicht bis Mitte Dezember!? Gute aufgepasst, das tut er in der Tat. Aber nach all den Strapazen und den Kosten, die mit HK verbunden waren, habe ich mich dazu entschieden das Visum, dass ich nun habe auch ein wenig zu nutzen und noch einmal ein wenig zu verlängern … Ich werde nun am 16. Dezember in Deutschland landen, und dann endlich und auch sicher mein China-Jahr beenden. Der Flug ist auch schon gebucht, von daher kann ich euch dieses Mal wirklich versprechen, dass der 16. steht! Ich komme wieder … ganz sicher!

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Kommentare: 1
  • #1

    Frank, Gudrun und Oma Alma (Freitag, 27 November 2015 17:49)

    Lieber Till,
    danke wie immer für Deinen interessanten Bericht und die vielen schönen Bilder.
    Ganz besonders hat uns gefreut, das Du mit Eike schöne Tage verbracht hast und
    Du ihm somit einen kleinen Eindruck über Land und Leute "Deiner Heimat China"
    geben konntest.
    So sehr wir Deine Berichte auch vermissen werden, um so mehr freuen wir uns natürlich
    auf unser baldiges Wiedersehen zu Weihnachten.
    Genieße ganz bewußt Deine letzte schöne Zeit in China .....
    Wir wünschen Dir einen guten Heimflug.
    Bis bald, liebe Grüße aus Adendorf