Monatsbericht Januar

Im Januar hieß es für uns, Leon und mich, Abschied nehmen. Abschied von ‚unseren‘ achten Klassen, die wir immerhin das erste Halbjahr unterrichtet hatten. Nach den Frühlingsferien (am ersten März) geht es für uns dann mit den siebten Klassen weiter. Tatsächlich durften wir fast zwei Wochen früher in die Ferien starten als erwartet, weil die Englischlehrer die letzten Wochen nutzen wollten um ihre Klassen gezielt auf die bevorstehenden Klausuren vorzubereiten. So begannen wir die Ferien ein wenig spontan und genossen die freien Tage in Lanping. Nachdem dann auch endlich irgendwann die offiziellen Ferien begonnen hatten ging es am 23. Januar für uns los nach Chengdu. ‚Uns‘ sind in diesem Fall Leon, Leonard und ich. Wir hatten uns nämlich vorgenommen, die ersten, gut zwei Wochen der Ferien zu nutzen um in dieser Millionenstadt in Sichuan, mal wieder ein paar westliche Lebensstandards zu erleben. Und tatsächlich: große Einkaufscentren, altbekannte ‚Restaurants‘, wie McDonald’s, Subway oder KFC oder auch wieder der alltägliche Anblick von anderen Ausländern auf der Straße schaffte es schon ein wenig, das Gefühl einer ‚westlichen‘ Großstadt aufkommen zu lassen. Und weil wir schon einmal da waren, ließen wir uns einen Besuch im deutschen Generalkonsulat natürlich nicht entgehen. Was letztendlich gar nicht so einfach ist, wie es klingen mag: denn während die Amerikaner beispielsweise eine eigenen kleine Festung in einer Seitenstraße ihr Konsulat nennen (was schlicht nicht zu verfehlen ist), gleicht die deutsche Vertretung im Grunde eine x-beliebigen Zahnarztpraxis im 25. Stock eines x-beliebigen Büroturms. Als wir das Konsulat dann endlich gefunden hatten wurden wir auch gleich mit der Mittagspause belohnt; wir also noch nicht einmal die Zahnarztpraxis betreten konnten. Gelohnt hatte sich dieser Ausflug dann aber doch.

Das größte (und vielleicht auch einzige) Manko an Chengdu war dann aber das Wetter. Denn obwohl es fast die ganze Zeit nicht regnete haben wir die gesamte Zeit nicht einmal die Sonne gesehen. Ob wir jetzt einfach Pech hatten und ein paar wolkige Wochen abbekamen, oder ob der Smog dieser Zehnmillionenstadt dafür verantwortlich war, werden wir wohl nicht so schnell erfahren. Egal, was es war, es sorgte doch dafür, dass wir uns nur noch mehr auf unsere Heimat in Lanping mit einem Winter freuten, bei dem man schon von einem Wunder sprechen muss, wenn einmal eine kleine Wolke am Himmel erscheint. Wenn ich mir jetzt vorstellen müsste, meinen Freiwilligendienst in einer Stadt wie Chengdu zu verbringen und womöglich monatelang keine Sonne zu sehen, bin ich doch schon froh in so einen Dorf wie Lanping gelandet zu sein. Und auch das Essen spricht eindeutig für die chinesische Provinz: Es war zwar auch mal wieder ganz schön einen Burger zwischen die Zähne zu bekommen, aber gebratenen Reis, oder eine Nudelsuppe in einem schäbigen Geschäft in einer Seitengasse in Lanping würde ich dann mittlerweile doch vorziehen (allein schon wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses). Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich an eine doch so fremde Küche gewöhnen kann. Bleibt nur noch die Frage, ob das anders herum auch funktioniert und wenn ja, wie lange es dauert ...

Eine wirklich schöne Stadt … nur sie Sonne fehlt irgendwie!
Eine wirklich schöne Stadt … nur sie Sonne fehlt irgendwie!