Noch 100 Tage!

24. Mai 2015

Es ist schon verrückt: letzte Woche erst stand ich am Kieler Hauptbahnhof, um mich von meiner Familie zu verabschieden, vorgestern feierten wir in Südchina Bergfest und heute sollen es dann plötzlich nur noch 100 Tage sein, bis das alles (vorerst) schon vorbei ist!

Das Visum ist bereits verlängert und die letzten Wochen in der Schule haben (schrecklicherweise) auch schon begonnen. Die Projektarbeit bereitet sich langsam immer mehr auf die Abgabe vor und auch sonst herrscht bereits ein Hauch von Aufbruchsstimmung: die ersten Touren für die Sommerferien werden geplant und das Thema Studium rückt mehr und mehr in den Fokus, wie allgemein die Zeit nach dem Auslandsjahr. Doch bevor es dann irgendwann tatsächlich so weit ist, wollen wir natürlich nicht nur in Heimweh schwelgen, sondern das Hier und Jetzt genießen und den Fokus erst mal noch in China lassen. So habe ich mich auch noch einmal damit auseinander gesetzt, wie dieses fremde Land und mein Leben hier mich selbst verändert …Und deshalb sind hier nun, zum 265. Jubiläum, die …

10 Dinge, die ich in China verlernen werde …

1)    Zu Spülen …

Das gilt jetzt zwar nicht für ganz (Süd-)China, aber zumindest bei uns an der Jinding Zhongxue ist die Toilette schon ein recht interessanter Ort. Ich sage immer, wer ein Jahr auf dieses Klo gehen kann, den können auch Autobahnraststätten nichts mehr anhaben … Ein recht vielfältiger Geruch löst die Spülung ab und man ist eigentlich immer in Gesellschaft: um Fliegen und Ratten kommt man in der Regel gar nicht drum rum und wenn man dann noch die Pause abgepasst hat, gesellen sich immer noch ein paar Schüler dazu, die schlichtweg nicht verstehen können, dass man beim ‚auf-die-Toilette-gehen‘ seine Ruhe haben will und nicht gerade über die nächste Englischstunde reden will … Wobei, das mit der nicht vorhandenen Spülung stimmt dann doch nicht so ganz, immerhin kippen drei Mal am Tag Schüler einen Eimer Wasser ins Klo und dass wird dann sogar zwei Mal im Jahr ausgepumpt! Abe genug gemeckert, immerhin genießen wir dann doch einen großen Vorteil zu den anderen Freiwilligen: wir müssen nie Kloputzen!

 

2) Mit Messer und Gabel zu essen …

Machen wir doch gleich mit den appetitlichen Themen weiter:

Chinesen essen nur mit den weltberühmten Stäbchen, das wissen doch eigentlich alle! Auch wenn das nicht so ganz stimmt, denn besonders in den jüngeren Generationen setzt sich auch mehr und mehr der (zum Beispiel für Reis auch deutlich praktischere) Löffel durch, so ist das Stäbchen immer noch das wohl meistgenutzte Werkzeug in ganz China. Ganz Recht, Werkzeug! Denn was viele nicht wissen: Stäbchen finden nicht nur beim Essen Anwendung. Sondern auch beim Kochen, aber genauso gut  als Zahnstocher, für Heimarbeiten, zum Müll sammeln, auf der Baustelle und eigentlich überall, halt echte Multitalente! Aber zurück zum Essen: Da hört die Umgewöhnung natürlich nicht bei den Stäbchen auf, sondern zieht sich wirklich durch die gesamte Prozedur des Essens. So kennt der Chinese in der Regel keine verschiedenen Gänge, vielmehr wird das ganze Essen auf einmal aufgetischt (oder in die eigenen Schüssel gefüllt) und dann alles mehr oder weniger durcheinander gegessen. Das einzige, was man vielleicht noch als Gang abtun könnte ist die Suppe, die es quasi zu jedem Essen gibt, die jedoch anders als in Deutschland nach dem Essen zu sich genommen wird. Aber so das Generelle: eine Schüssel mit seinem Essen in der Hand und dann mit den Stäbchen entweder picken oder schaufeln … Ich muss schon sagen: das ist schon deutlich entspannter als eine normale deutsche Mahlzeit.

3)    Essen zu genießen …

Und wo wir schon beim Essen sind: Ich denke mal, mit chinesischem Essen ist es fast so, wie wenn man ein paar Monate in Afghanistan gekämpft hat und nun keine Autotüren mehr knallen hören kann: man bekommt früher oder später ein Traumata! Man kann wirklich fast kein Essen mehr genießen, weil man eigentlich ständig darauf vorbereitet sein muss, irgendetwas Interessantes im Essen zu finden. Das geht dann von spitzen Knochen in den besten Stücken Fleisch, über alle möglichen Innereien und Körperteile von allen möglichen Tieren, bis hin zu besonders interessanten Gewürzen, wie dem guten Sichuan-Pfeffer, von dem ein einziger Samen einem schon mal die ganze Mahlzeit (und im besten Fall auch gleich die nächste Stunde) verderben kann. Hier in Lanping hat man zum Glück mittlerweile raus, was man relative gefahrlos zu sich nehmen kann und wo man lieber vorsichtiger sein sollte. Wobei es auch erst gerade gestern wieder bei uns in der Kantine eine wirklich leckere Fischsuppe gab, die ich gerade bereit war zu essen, nachdem ich einen riesigen Haufen Gräten und Fischinnereien heraus gesucht hatte, als der Spaß erst richtig anfing, nachdem  ich den ersten Sichuan-Samen entdeckte … Hier ist echt fast jede Mahlzeit ein mehr oder weniger unterhaltsames Ereignis! Fast wie die Toilette …

4)    Einer unter vielen zu sein …

Und weiter geht’s mit dem nächsten Traumata (heute laufen die Überleitungen aber! :D): Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie so viele Ehemalige von Baumhaus noch am Leben sein können … Die meisten müssten doch eigentlich wegen Depressionen und Minderwertigkeitskomplexen früher oder später Selbstmord begehen! Ich meine, da bist du ein Jahr im Ausland und einer von nicht mehr als einem Dutzend Ausländern im Umkreis von mehreren hundert Kilometern und bekommst den Rassismus ständig zu spüren: überall wirst du angeschaut, die Leute wollen Fotos mit dir machen und eingeladen wir man auch immer und überall! Man ist eindeutig etwas Besonderes! Und daran gewöhnt sich das Ego dann auch: wo es am Anfang noch unangenehm ist im Rampenlicht zu stehen, genießt man den ganzen Trubel irgendwann … und dann geht es wieder nach Deutschland! Und man fängt an sich zu fragen, warum die Deutschen nicht erkennen, was für ein toller Typ man ist! Warum denn keiner mehr Fotos mit einem machen will, oder warum man nicht mehr eingeladen wird …Und das in China so aufgeputschte Ego ertrinkt dann halt irgendwann in Selbstzweifel und Suizidgedanken, oder!?

5)    Autofahren …

Man glaubt es kaum, aber auch so alltägliche Dinge wie das Autofahren kann man vermissen! Zum einen verbietet uns Baumhaus aus Sicherheitsgründen (die bei dem chinesischen Verkehr auch wirklich gerechtfertigt sind) das Autofahren, und zum anderen gilt selbst der internationale Führerschein in der Volksrepublik nicht. Und wie viel ich dann nach einem Jahr wirklich verlernt haben werde, wird sich dann wohl zeigen … Aber wer weiß, vielleicht finde ich ja doch noch Zeit, den chinesischen Führerschein zu machen! Hätte ja auch etwas …

6)    Bustickets einlösen …

Und was tut man, wenn man keinen Führerschein hat? Richtig: zu Fuß gehen … und? Genau, den öffentlichen Bus nehmen. Und hier haben die Chinesen eine ebenso einfach wie geniale Alternative zu den dummen deutschen Bustickets gefunden: nämlich keine Bustickets! Stattdessen steht am Eingang des Busses eine Art Spendenbox und jeder Fahrgast schmeißt einfach einen  Yuan rein. Was in China wirklich super funktioniert, dürfte in Deutschland allerdings einige Problem hervorrufen, weil in der guten alten Bundesrepublik einfach zu viele Arschlöcher rum laufen (womit wieder eine Überleitung zum ersten Punkt geschaffen ist …)! In jedem Fall sind die Chinesen ehrlich genug, dass das ganze Prinzip auch funktioniert: ist der Bus zu voll um vorne einzusteigen, nimmt man halt die hintere Tür und bezahlt dann einfach, wenn man am Ziel bereits ausgestiegen ist, oder man reicht, nach dem einsteigen den Yuan einfach nach vorne zur Spendenbox durch … versuche das mal in einem deutschen Bus!

7)    Illegal Musik downloaden …

Wo die Chinesen zu sich und ihren Mitmenschen durch und durch ehrlich sind, da scheinen sie Gesetzte, die über die Landesgrenzen hinaus gehen schlicht nicht zu interessieren: Wenn man sich in Deutschland wieder einmal darüber ärgert, dass die GEMA die besten Musikvideos blockt, da würde man in China nur darüber lachen, wenn man denn auf YouTube zugreifen könnte …Wir reden im Fachjargon auch von der ‚China-Legalität‘. Das bedeutet so viel wie, dass sich die Chinesen um Medienrechte einen feuchten Dreck scheren: Da ist als erste Beispiel etwa KuGou, wo man quasi jede chinesische Musik grenzenlos anhören und runter laden kann, und weil‘s so schön ist, wieso bei chinesischer Musik aufhören? Medienrechte interessieren uns doch nicht, also einfach die ganze westlich Musik gleich mit anbieten … Oder genau das selbe bei YouKu oder ShoHu, nur dass man hier quasi jeden Film und jeder Fernsehserie schauen und downloaden kann, wenn auch nur auf Englisch und mit chinesischem Untertitel. Aber hey, dann bin ich nicht nur illegal, sondern lerne dabei auch noch etwas!

8)    Früh aufzustehen …

Lehrer müsste man sein! Bis jetzt begann unsere frühste Unterrichtsstunde um 11.10Uhr, genug Zeit also sich morgens ganz gemütlich aus dem Bett zu quälen. Und dann  eine bis maximal vier Stunden (zu je 40 Minuten); bei acht Stunden in der Woche und dann ist auch schon spätestens um 18.20Uhr endgültig Feierabend. Doch ganz so herrlich ist das Lehrerleben in Lanping dann doch nicht, schließlich sind wir in diesem Sinne keine richtigen Lehrer, sondern immer noch Freiwillige! Auch wenn die chinesischen Lehrer im schlimmsten Fall auf 20 Unterrichtstunden in der Woche kommen, so ist ihr Dienst damit noch lange nicht getan! Zunächst beginnt die Schule natürlich nicht um 11.10Uhr, sondern schon ein wenig früher, so um 7.00Uhr und bis die letzte Stunde vorbei ist, ist es dann auch schon 22.00Uhr. Dazu kommen dann noch regelmäßige Dolmentorry-Aufsichten, vor dem Unterricht, nach dem Unterricht und in der langen Pause; wenn man Pech hat, kann der Tag also gerne mal von 6.00Uhr bis 23.00Uhr gehen. Hinzu kommen dann natürlich noch (die Lehrer werden es wissen) etliche Konferenzen und gemeinsame Lehrerausflüge, soll heißen kollektives Müllsammeln in der Stadt, was das Kollegium mehrmals im Jahr machen muss! Also vielleicht doch kein Traumleben.

9)    Aus den Neven bringen zu lassen …

Chinesen sind entspannt! Egal, wie die Situation gerade aussieht, im Grunde ist sie es doch nicht wert, sich darüber aufzuregen. Und sind Pläne nicht sowieso dazu da um über den Haufen geworfen zu werden!? Dann kommt die bestelle Ware halt mal nicht, man kann ja auch noch ein paar Tage warten! Und wenn der Busfahrer während der Fahrt mal ein paar Erdbeeren kaufen will, bitte; lass ihn doch! Diese wirklich entspannte Ansicht auf das Leben mag vielleicht nicht unbedingt auf die Küste Chinas zutreffen, hier in der Provinz ist sie dafür allerding umso verbreiteter und (Küsten-)Chinesen, die wegen Arbeit oder Ferien nach Nujiang kommen, fallen in der Regel auf. Und das liegt dann nicht nur an ihrer Kleidung …

Und das Beste: diese ganze Entspanntheit färbt früher oder später ab und man merkt wirklich, wie einen die wenigsten Sachen aus der Ruhe bringen können. Ob das nun gut ist, wenn man sich beispielsweise damit abfindet seinen Plan für eine Verteilung kurzfristig zu überwerfen, weil irgendetwas wiedermal nicht funktioniert (und dabei trotz allem Versagens entspannt bleibt), oder eher behindernd, wenn man einfach zu entspannt ist um einer Aufgabe nachzugehen („Ach das, ja das kann ich ja auch später machen!“) sei mal dahingestellt, aber gut für die Neven ist es allemal!

10)    Münzen zu zählen …

Der Euro hat ein großes Problem! Und das ist nicht etwa Griechenland, die schwächelnde Wirtschaft oder Geldfälscher. Nein, das Problem sind die Münzen! Warum nicht einfach 1Euro, 50 und 10 Cent als Schein anbieten und dann bei den Preisen eh nur auf eine Nachkommastelle runden!? Es ist einfach entspannter (siehe Punkt 9), sich nicht mit klobigen, schweren Blechmünzen rumschlagen zu müssen, das Portemonnaie ist leichter und in der Regel auch nicht so dick … Deshalb haben chinesische Portemonnaies auch generell gar kein Münzfach.

Was die Chinesen bei niedrigen Beträgen wirklich gut hinbekommen, das verderben sie sich allerding auf der anderen Seite: Der höchste Schein ist nämlich der 100 Yuan-Schein, der knapp 12 Euro entspricht und wenn ein Geschäftsmann dann mal ein wenig mehr Bargeld benötigt, sieht man ihn schon mal im Bankräuber-Style mit zwei Einkaufstüten voller Geldbündeln aus der Bank marschieren … :D


So, das waren sie also, die 10 Dinge, die ich bereits schon verlernt habe, oder in den nächsten drei Monaten wohl noch verlernen werde …Aber bitte tut mir zwei Gefallen: nehmt nicht alles von dem zu Ernst wer mir aufschlüsseln kann, was ernst und was als Spaß gemeint war, dem bring ich auch ein Geschenk mit ;))! Und, wenn ihr noch Fragen habt, stellt dies ruhig, ich habe versucht, mich hier jeweils so kurz und treffend auszudrücken, wie möglich, also sind vllt ein paar Fakten verloren gegangen, die ich mittlerweile als selbstverständlich ansehe …

Und vielleicht gesellen sich in den nächsten paar Monaten ja noch ein paar neue Dinge zu dieser Liste und vielleicht bekomme ich ja noch ein wenig mehr Zeit zum Verlernen, denn ich habe mich nun final zum Verlängern beworben, was mir evtl. nochmal mindestens drei Monate schenken könnte. Aber da heißt es jetzt erst mal warten und hoffen! Natürlich erfahrt ihr von mir sofort, wenn es in der Sache neue Fakten gibt!

So, dann brechen jetzt als die letzten 100 Tage an! Vielleicht schaffe ich es ja, einen kleinen Countdown zu starten, mal schauen … :p


Der Countdown steht!

20. Juni 2015

Lange Zeit war es wieder einmal still um mich, aber das spiegelte auch grob das Leben hier in Lanping wieder: abgesehen vom ganz normalen Alltag, dem Unterricht und Projektarbeit waren die letzten Wochen wirklich ruhig. Aber das wird demnächst hoffentlich wieder ein Ende haben, denn in einer Woche haben wir dann auch schon Sommerferien und dann wird leider auch schon recht bald mein Abschied aus Lanping bevorstehen und hoffentlich die ersten Reisen, die mich dann wohl auch etwas weiter weg von meiner alten Heimat führen. Und das heißt dann natürlich auch für diesen Blog und natürlich auch für euch, viele neue Eindrücke aus dem Reich der Mitte!

Als kleinen Vorgeschmack einmal ein paar Orte, die ich wahrscheinlich in den nächsten zwei Monaten besuchen werde: Dali, Peking, Shanghai, Hangzhou, Ningbo, Jinggangshan, Pu’er und Hainan. Noch kann ich nicht alle Ziele bestätigen, aber mindestens einige der genannten werden dabei sein, versprochen!

 

Nun noch einmal zu einem anderen Thema: dem fleißigen Leser wird bestimmt aufgefallen sein, was heute auch die Überschrift verkündet: der Countdown, bis zu meiner Rückreise nach Deutschland steht. Und das hat auch einen triftigen Grund: vor einigen Tagen bekam ich nämlich eine Mail aus Kiel, von Jugend im Ausland, in der ich eine positive Antwort auf meine Verlängerungsbemühungen erhalten habe! Zusammen mit zwei Mitfreiwilligen aus Liuku werde ich also drei Monate länger in China bleiben, als ursprünglich geplant, und werde die neue Generation dabei unterstützen, sich in ihrer neuen Heimat möglichst schnell zurecht zu finden. Ich blicke also voller Vorfreude auf noch ein wenig mehr als fünf Monate hier in China und werde dann allem Anschein nach erst im Dezember wieder deutschen Boden unter den Füßen haben!

 

In Hinsicht darauf habe ich dann auch noch ein paar interessante ‚Dinge‘ in Aussicht, aber darum kümmern wir uns dann, wenn es soweit ist, oder!?

 

Heute also, trotz der langen Eiszeit, nur ein kleiner Bericht, aber ich kann euch versprechen, dass in Betracht der bevorstehenden Ferien ein paar (größere) Berichte darauf warten, geschrieben zu werden und zusammen mit einer ganzen Menge an Bildern und Eindrücken auf dieser Seite veröffentlicht zu werden. Ihr dürft also gespannt sein!


Ein (vorläufiger) Abschied ..

2. Juli 2015

Jetzt ist es also so weit: die Koffer sind gepackt, die Flüge gebucht, die Freunde verabschiedet und dann heißt es auf nimmer wiedersehen!

Na gut, so schlimm ist es dann auch wieder nicht, aber die Aufbruchsstimmung ist deutlich zu spüren. Nicht mehr allzu lange und ich werde Lanping zumindest für eine etwas längere Zeit den Rücken zuwenden um doch noch etwas mehr von diesem wundervollen Land zu erleben, als Lanping, Liuku und die Straße dazwischen! Bevor ich dann aber Lanping endgültig verlassen und meinen Verlängererdienst in einem anderen Winkel des Landes antreten werde, habe ich noch geplant ein letztes Mal, Mitte August nach Lanping zurückzukehren um mich noch einmal ein paar Tage lang von meiner ‚alten Heimat‘ zu verabschieden.

In der Gruppe haben wir uns bereits von Lanping verabschiedet, und zwar, so wie wir das Jahr hier auch begonnen haben: mit einer Wanderung auf den, direkt vor den Toren Lanpings liegenden XueBanShan. Und diesmal sogar mit dem festen Vorsatz auch den letzten Gipfel zu erreichen. Dementsprechend waren wir dieses Mal auch deutlich besser vorbereitet: genug Verpflegung, Zelte, Luftmatratzen und Schlafsäcke und los ging es. Da wir uns diesmal auch etwas mehr Zeit genommen hatten und zwei Tage für den Trip eingeplant hatten, war das Wandern an sich auch deutlich entspannter; das Wetter war es nicht! Die bevorstehende Regenzeit macht sich dann doch schon bemerkbar, indem der gesamte Berg in seinen oberen 10 Prozent komplett in den tief hängenden Wolken verschwunden war. Aber davon lässt man sich ja schließlich nicht aufhalten, bedeutet es doch, dass zumindest am Anfang die verdeckte Sonne das Wandern deutlich angenehmer macht! Und so war es dann auch und bis zum Abend konnten wir dem Wetter eigentlich nur gute Seiten abgewinnen.

Als wir dann zum Abend hin unseren geplanten Schlafplatz auf knapp 80 Prozent des Berges erreicht hatten, hatten sich die Wolken allerdings zwei Sachen überlegt: zum einen, dass es doch auch ganz schön wäre noch ein wenig mehr vom Berg in sich zu verschlucken und zum anderen, dass es doch eigentlich nur dumm ist, so viel Wasser mit sich rum zu schleppen. Ballastabwurf ist hier das Stichwort! Wir lagen also in unseren Zelten, in den Wolken, die regneten und hatten es trotz des noch hinzu kommenden Windes eigentlich recht warm und kuschelig. Aber das Wetter hatte sich das eigentliche Highlight ja auch für den nächsten Tag aufgehoben, wie wir bald erfahren sollten:

Am nächsten Tag wachten wir in absoluter Stille auf: kein Regen, kein Wind. Also schnell raus aus dem Zelt das tolle wetter genießen und … Nichts! Ich weiß nicht, ob es Nebel oder Wolken waren (wahrscheinlich eine Mischung daraus) aber man konnte froh sein, wenn man die Ehre hatte kurzzeitig etwas weiter als dreißig Meter zu gucken. Auch die Hoffnung, die wir weckten, als sich mit dem fortschreitenden Morgen die Wolken mehr und mehr zurückzogen wurden recht bald zerschlagen, als wir begannen, den Berg weiter empor zu klettern und tiefer denn je in der Suppe hingen. Und der Wind war auch pünktlich zur Arbeit erschienen! Durften wir an dieser Stelle im September noch eine wunderschöne Aussicht über Lanping, die umliegenden Täler und die Berge am Horizont genießen, so war die einzige Aussicht, die man jetzt genießen konnte, die zwanzig Meter des Weges vor einem die man aus den Wolken heraus erahnen konnte. Aber davon ließen wir uns natürlich nicht aufhalten, immerhin brannte die Sonne nicht herab. Auf den letzten Kilometern zum Gipfel führte der Weg über einen Bergkamm, was nun zur Auswirkung hatte, dass man nicht nur den Weg vor und hinter einem nicht wirklich sehen konnte, nein, es ging nun auch knapp drei Meter links und rechts von einem steil in die gefühlte Unendlichkeit der Wolken hinab und von Meter zu Meter wurde der Wind auch nur noch stärker. Die besten Momente waren da die kleinen Waldstückchen, die einem zum einen einen Schutz vor dem gnadenlosen Wind boten und zum anderen mal eine nette Abwechslung zu dem sonst üblichen, undurchdringlichen Weiß der Wolken bildeten. Nach einem langen Kampf gegen die Natur und am dritten Gipfel (dem Ende unserer ersten Wanderung) angelangt, beschlossen wir auch für heute hier gut sein zu lassen. Zum einen, weil wir wirklich fertig waren und es nur noch schlechter und mitunter vielleicht auch ein wenig gefährlich geworden wäre und zum anderen, weil wir auch beim besten Gewissen den weiteren Weg nicht mehr finden konnten. Also begaben wir uns nach einen kurzen Pause im Windschatten des Gipfels wieder auf den Weg nach unten.

Das Problem, was wir mit dem Weg weiter nach oben hatten machte allerdings auch vor dem Weg nach unten nicht wirklich halt und nachdem wir letztendlich garkeinen Plan mehr hatten beschlossen wir uns einfach den Abhang an der richtigen Seite des Berges herunter zu arbeiten, runter kommen sie schließlich alle, oder!?

 

 Auch wenn es spätestens jetzt ein kleines bisschen gefährlich wurde, so war es doch letztendlich der schnellste und einfachste Weg und mit jedem verlorenen Höhenmeter wurde die undurchdringliche Wolkensuppe dünner und dünner und nach einer kurzen Weile durften wir auch schon wieder zumindest ansatzweise erahnen, was man unter dem Begriff der Sicht oder Aussicht zu verstehen hat. Und nachdem wir dann endlich irgendwann den richtigen Weg wieder gefunden hatten und auch die Wolken gänzlich von unserer Bildfläche verschwunden waren (zumindest auf unserer Höhe) war der restliche Weg auch nur noch ein Kinderspiel und letztendlich durften wir alle diese unvergesslich aufregende und schöne Tour unbeschadet abschließen!

Und jetzt heißt es also erst mal Abschied nehmen nicht nur von Lanping, sondern auch erst mal von diesem Blog! Aber keine Aufregung, er wird weiterhin bestehen und auch hoffentlich recht aktuell sein, aber auf den Reisen weiß ich einfach nicht wie es mit Internet und dem Hochladen möglicher Berichte aussieht, sodass es die nächsten Wochen wohl etwas stiller hier werden kann. Ich werde aber mein beste geben, zwischendurch immer ein kleines Update zu geben und wenn das nicht klappt, dürft ihr euch zumindest auf einen wirklich großen Bericht in knapp sechs Wochen freuen.

Also, bis dahin beste Grüße nach Deutschland und bis zum (hoffentlich recht baldigen) nächsten Mal!